Luxus-Versteigerung bei Nagel Hollywood-Diva ließ mitbieten
Der Nachlass Heidi Hortens lockte beim Auktionshaus Nagel Cartier-Uhrensammler und Fans von luxuriösen Handtaschen an. Es gab gute Ergebnisse für Juwelierarbeiten, aber keine Sensationspreise. Sabine Spindler 03.07.2024 - 19:45 Uhr
„Mystérieuse Modèle A“ von Cartier
bewegen sich die Zeiger wie von Geisterhand. Londoner Handel sicherte sich die Art-déco-Uhr für 296.310 Euro. Foto: Nagel
Bei der Tischuhr „Mystérieuse Modèle A“ von Cartier bewegen sich die Zeiger wie von Geisterhand. Londoner Handel sicherte sich die Art-déco-Uhr für 296.310 Euro. Foto: Nagel
München. Für das Auktionshaus Nagel in Stuttgart war die Versteigerung von noblen Sammlerstücken, Möbeln und Markenhandtaschen aus dem Nachlass der Kaufhauserbin Heidi Horten Ende Juni die Premiere in Sachen Luxusauktionen. Weltweit gilt dieser Bereich als Umsatztreiber.
Das Gesamtergebnis liegt mit 3,8 Millionen Euro Umsatz zwar über der Schätzung. Angesichts der internationalen Werbeaktionen und eigens angeheuerter Instagram-Influencerinnen ist es aber wohl nicht so berauschend wie erhofft. Alle folgenden Erlöse sind mit Käuferaufgeld von 33 Prozent berechnet.
Den höchsten Preis erzielte mit 296.310 Euro eine Tischuhr von Cartier aus der Reihe der „Mystérieuse Modèle A“. Bei dem Zeitmesser von 1921 bewegen sich die Zeiger wie von Geisterhand. Londoner Handel sicherte sich das Topstück zusammen mit zwei Re-Editionen dieser populären Art-déco-Erfindung zu je rund 100.000 Euro.
Cartier selbst erwarb für seine Sammlung in Genf eine sogenannte Tierkreisuhr aus eigener Produktion für 77.000 Euro zurück. Chinesische Uhrensammler hatten jedes Mal das Nachsehen.
Insgesamt wurden 85 Prozent der 400 aufgerufenen Lose abgesetzt. Großen Zuspruch erlebten einige juwelenbesetzte Golddosen. An der Spitze steht mit 192.000 Euro ein mit Lapislazuli und Achat appliziertes Etui im indischen Stil. Die mit Rubinen und Smaragden besetze Cartier-Arbeit von 1925 sicherte sich ein Hollywoodstar.
Der Möbelbereich hat den Umsatz sehr nach unten gedrückt.
Michael Trautmann- Nagel-Geschäftsführung
In diese Sammlung wurden auch ein luxuriöser, sogenannter Vanity Case, eine kleine Dose für Puder, Lippenstift und Spiegel aus der Pariser Werkstatt Lacloche Frères sowie eine Cartier-Golddose mit Perlmutteinlagen weitergereicht. Die Preise lagen bei 53.335 und 41.483 Euro. Schweizer Handel sicherte sich eine brillantbesetzte Gold-Achat-Dose von circa 1780 mit dem Porträt der französischen Königin Marie Antoinette für 35.557 Euro.
Die brillantbesetzte Gold-Achat-Dose ziert das Porträt von Marie Antoinette. Schweizer Handel bot für sie 35.557 Euro. Foto: Nagel
Mehr als 600.000 Euro fuhr Nagel mit Luxushandtaschen von renommierten Marken wie Hermès, Gucci oder Prada ein. Teuerste Stücke der 150 Lederaccessoires wurden zwei Kroko-Kelly-Bags von Hermès für je 29.630 Euro. Wie das Handelsblatt von Michael Trautmann, Mitglied der Nagel-Geschäftsführung, erfuhr, blieb das erwartete Interesse asiatischer Käufer für die Markentaschen aus. Vor allem deutsche Fashion-Ladys griffen beherzt zu.
Sehr gut absetzen konnte Nagel das moderne „Tafelzeug“ aus Silber aus der Silberschmiede Georg Jensen. Die 49 Lose erzielten 620.000 Euro. Topstück wurde mit 59.262 Euro eine stromlinienförmige, an eine Auster erinnernde Fischplatte, entworfen 1945 von Henning Koppel.
Die Lackkommode des Pariser Mâitre Leleu stieß auf wenig Resonanz. Sie kam auf 296.000 Euro und lag weit unter ihrem letzten Auktionspreis. Foto: Nagel
Weniger gefragt waren die Louis-Quinze- und Barockmöbel. „Dieser Bereich hat den Umsatz sehr nach unten gedrückt“, erklärte Trautmann im Gespräch. Viele Kommoden, Sessel und Spiegel wurden im unteren vierstelligen Bereich weitergereicht. Enttäuschend war für Nagel das Ergebnis der bedeutenden Lackkommode von 1750 des Pariser Mâitre Leleu. Mit 296.000 Euro lag sie weit unter dem Preis von 850.000 Euro, den Christie’s vor sieben Jahren einfuhr. Ihr neuer Besitzer stammt aus New York.
Nicht alles wurde hoch beboten. Zahlreiche Juwelierarbeiten blieben im vierstelligen Bereich. Für 300 Euro Einsatz wechselte ein Plexiglaskörbchen von Ferragamo den Besitzer. Nagel will die endgültige Bewertung nicht vor dem Aufruf des letzten Loses dieser Privatsammlung aufmachen.
Ab September folgen vier Onlinetranchen mit je 400 weiteren Losen. Ob der Luxusbereich ein kontinuierliches Geschäftsfeld für den Stuttgarter Versteigerer wird, ließ der erfahrene Marktkenner Michael Trautmann offen.
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